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61

Samstag, 18. Juni 2011, 18:19

Danke, war ganz schön hart :evil:

walter

Fortgeschrittener

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Beruf: malermeister

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62

Sonntag, 19. Juni 2011, 12:44

patschnass!

hart waren wir ..
und bis auf die knochen nass(geschwitzt) :?

tolle erfahrung
mit einem herzlichen dankeschön an jürgen und armin :)

63

Sonntag, 19. Juni 2011, 13:27

Ja Jungs und Mädels,

das war der Hammerlauf, in der Nacht der Nächte.

So gegen 19:00 Uhr hat es Sintflutartig angefangen zu Regnen. :evil:

Pünktlich kurz vor 21:00 Uhr als sich die Massen zum Start begaben, einen Fußmarsch von ca. 15-20 Minuten war es trocken. :shock:

Mit dem Startschuss um 22:00 Uhr hat es wieder zum tröpfeln Angefangen. Dieses tröpfeln hat sich zu einem ausgiebigen länger anhaltenden Regenschauer ausgebreitet. :evil:

Ihr könnt Euch vorstellen, wenn man bei Nacht auf Feldwegen unterwegs ist und die Wasserpfützen zu spät oder gar nicht sieht wie man da aussieht. :evil: :evil:

Na ja, das war ein Lauf der unter NICHT EINFACH einzuordnen ist.

Hier noch mein Kompliment an den Walter und den Jürgen. Der Walter hatte den starken Regen und die unzähligen Steigungen auf den ersten 55km zu meistern. :shock: :shock:

Der Jürgen den Nassen und Schlüpfrigen Hot Chi Min Pfad (ca. 10km lang) auf der zweiten Streckenhälfte über 45km. :shock: :shock:

Leider ist bei den Wettbewerben 21,1 und 42,195km eine Panne bei der Streckenführung passiert, so das die Streckenlängen leider 7 km zu kurz waren. :evil: :evil:

Die Organisation hat aber schnell reagiert und allen Startern einen Kostenlosen Startplatz für 2012 angeboten. :shock:

Es ist zwar Ärgerlich, aber bei solchen Veranstaltungen ist so eine Panne schnell passiert, da kann ich aus eigener Erfahrung sprechen.

Es war bestimmt nicht mit Absicht.

Soweit so gut erstmal zur Nacht der Nächte in Biel 2011. Natürlich folgt noch ein ausgiebiger Bericht hier im Forum und in der Zeitung, wo dann auch über mein Zusammentreffen mit dem Dieter Baumann in Biel berichtet wird.

Ich habe bei unserer Buchlesung am 16.04.2011 den Dieter verabschiedet mit den Worten

"Also Dieter bis dann im Ziel in Biel"

und der Zufall regelte es dann so, ich war schon im Ziel als ich den Dieter anfeuern konnte auf den letzten 50m, später aber mehr dazu :shock: :shock:

64

Sonntag, 19. Juni 2011, 19:24

Mal wieder neue Erfahrungen gesammelt :-)

Ich glaube das wird so schnell nicht mehr passieren mit dem Kommentar ''Wie das wars schon'' durchs Ziel eines Marathons zu laufen. Leider bot die Dame nicht an, Sie können ja noch 65 km weiter laufen xD. .. Rum wars.

Kompliment an die Jungs, das war eine spitzen Leistung :-) Und insbesondere nochmal Dank an Armin mit dem Tipp Herr Schrader. Meine Knieschmerzen waren weg :-)

65

Montag, 20. Juni 2011, 13:11

Respekt und Anerkennung allen, die bei diesen Bedingungen ihren Lauf erfolgreich absolviert haben !!

Armin, so entspannt wie du bei Deinem Zieleinlauf aussiehst, hättest du wahrscheinlich noch ein paar Kilometer drauflegen können. Ich freue mich mit dir über deine hervorragende Zeit. Offenbar hat das letzte Hefe Donnerstag Abend nicht geschadet !

66

Samstag, 25. Juni 2011, 17:46

Danke Peter, ja ich glaube das Hefe war genau Richtig.

Aber ehrlich, bei so einem Lauf weis man beim Start wirklich nicht was hinten raus kommt, ich war selbst erstaunt.

Ja. ich hätte noch weiterlaufen können und wenn es nur bis zum nächsten Weizenbierstand gewesen wäre, weiter war wirklich nicht drin. :wink:

67

Samstag, 25. Juni 2011, 17:48

Biel 2011 - So war`s !!

Die Nacht der Nächte – 100 km von Biel 2011

Die Nacht der Nächte, Wahnsinn oder Sport, Faszination oder Sucht, für die Laufnacht in Biel (Schweiz) gibt es viele Bezeichnungen. Ich möchte mich, für die Streckenlänge von 100 Kilometern, auf die Worte, Wahnsinn und Faszination festlegen. Jeder der einmal diese Laufnacht als Läufer/in durchlebt (durchlitten) hat, wird diese Herausforderung immer wieder suchen. Die Bieler Laufnacht ist einzigartig und verbirgt auch ein wenig Wahnsinn in sich. So erlebten es die Läufer Armin Storz und Thomas Christian (über 100km) sowie die Läufer Walter Krohn und Jürgen Templin (über 50/50km) und die Läuferinnen Heike Hengster und Ramona Wiesemann, die den Nachtmarathon von Biel in Angriff nahmen. Dieser Bericht soll sich aber Hauptsächlich mit der Faszination der 100 km befassen.
Die Leichtathleten von Lichtenwald reisten, wie jedes Jahr am Tag des Starts, dieses Jahr am Freitag den 17.06.2011 in Biel an. Bei schönen Wetter und Schwülwarmen 26 Grad waren dies keine optimalen Voraussetzungen für einen langen Lauf. Die Hoffnung lag natürlich in den kühleren Abend- bzw. Nachttemperaturen, da alle Läufe um 22:00 Uhr oder später gestartet wurden. Dass dann aber der Wetterbericht mit seinen Vorhersagen zu 100% Recht hatte, verblüffte uns alle. Dazu aber später mehr. Die Anfahrt endete dieses Jahr nicht am Bieler Eisstadion, wo sich über viele Jahre der Start- Zielbereich befand, Nein dieses Jahr ging es zum ersten Male an den Bieler See. Nach dreißig Jahren am Eisstadion, wurde der Start / Zielbereich attraktiver gestaltet. Der Start lag nun Mitten in der Stadt am Kongress- Zentrum und wie schon erwähnt, der Zielbereich, Startnummerausgabe, Verpflegung usw. am Bieler See. Der weitere Tagesablauf befasste sich mit dem inspizieren der neuen Gegebenheiten, Mittagessen, der Psychischen und Physischen Vorbereitung auf das große Ereignis. So verging die Zeit und die Uhrzeit rückte viel zu schnell an die Magische 22:00 Uhrgrenze heran. So gegen 17:00 Uhr konnten wir beobachten, wie sich die angesagte Schlechtwetterfront langsam über Biel schob, so dass es um ca. 17:30 Uhr anfing zu Regnen. Regen, dass wäre ja noch gegangen, Nein es waren Wolkenbruchartige Niederschläge die sich über uns auftaten. Mit soviel Wasser hatte nicht mal der Veranstalter gerechnet, denn im nu war dass gesamte Gelände, sowie die Festzelte überflutet. Super, so unsere Gedanken, bei so einem Wetter 100 km laufen, dass wird Lustig. Der Wettergott hatte aber kurzfristig ein Einsehen, so dass alle Läufer/innen trocken in ihre Laufklamotten kamen, denn von 20:30 Uhr bis 22:00 Uhr gab es eine Regenpause.
Beim anziehen der Laufklamotten war wieder äußerste Sorgfalt geboten, eine Falte am Laufsocken, kann z.B. eine böse Blase bei km 80 ergeben. Um 21:00 Uhr bewegte sich der ganze Läuferpulk in Richtung Stadtmitte zum Kongress- Zentrum. Nun stieg die sowieso vorhandene Spannung fast ins Unendliche. Jetzt kam wieder der Zweifel auf, was mache ich eigentlich hier, warum stelle ich mich diesem Wahnsinn, 100 Kilometer oder besser gesagt, ca. 125.000 Schritte in der unendlichen Bieler Laufnacht. Die Spannung und die Stimmung steigerte sich je weiter der Minutenzeiger auf die 22:00 Uhr zuging. Wir hielten noch Ausschau nach dem Olympiasieger Dieter Baumann, der Heuer zum erstem mal hier in Biel am Start über die 100 km war. Am 16.04.2011 habe ich am Ende unserer Buchlesung im Rahmen der Veranstaltung „Faszination Sport“ im Lichtenwalder Bürgerzentrum, zum Dieter Baumann gesagt, Tschüß Dieter bis zum Zieleinlauf in Biel. Leider konnten wir Ihn bei den ca. 1.200 Einzel- Starter/innen und den zusätzlich vielen Staffelstartern, nicht finden.
Pünktlich um 22:00 Uhr am 17.06.2011 viel der Startschuss zur 53. igsten Bieler Laufnacht, der Nacht der Nächte rund um Biel. Ebenfalls pünktlich um 22:00 Uhr setzte auch wieder der Regen ein, zuerst ganz leicht, dann steigerten sich die Regenschauer bis zu ausgiebigen Wolkenbrüche. Die Streckenführung führte das Läuferfeld zuerst ca. 5 Kilometer durch die Bieler Innenstand, wo trotz Regen noch Temperaturen von ca. 20 Grad herrschten. Weiter ging es 2 Km in die Bieler Außenbezirke, wo wir bei km 7 auf die erste der vielen Steigungen trafen. Leider traf das 100 km Hauptfeld schon bei km 5 auf die 21,1 km Nordic- Walking Gruppe, die Halbmarathonis und die Marathongruppe. Was war geschehen? Laut Veranstalter starteten diese Läufergruppen 15 Minuten nach dem Hauptfeld und musste eigentlich eine Zusatzrunde in der Stadt laufen, also konnten die niemals vor uns sein!!!
Schnell war der Grund bzw. Fehler klar, es wurde vergessen nach dem Start der anderen Laufgruppen ein wichtiges Tor zu öffnen, so dass auch die anderen Laufgruppen gleich auf der Hauptstrecke waren und somit am Ende 7 Kilometer zu wenig gelaufen sind. Nach einem längeren Überholmanöver Bergauf, dass sehr viel Kraft gekostet hatte, war jeder wieder freigelaufen und konnte Biel hinter sich lassen. Bei der Ortschaft Jens, Kilometer 10, war die erste Steigung überwunden und das Läuferfeld bewegte sich fast geräuschlos in der nassen Nacht, denn es Regnete immer noch in strömen.
Weiter führte die Streckenführung über Kapperlen, dem Kilometerpunkt 15, nach Aarberg, wo sich das Ziel des Halbmarathons befand. Kurz vor Aarberg kommt das Läuferfeld über eine alte schöne überdachte Brücke. Das passieren dieser Brücke ist schon legendär, denn da gibt es von allen Athleten die schönsten Bilder. Gleich nach der Brücke geht es über den Dorfplatz von Aarberg, wo trotz Regenschauer, viele Zuschauer die Läufer und Läuferinnen anfeuerten. Beim überqueren dieses Platzes ist Gänzehaut angesagt, so Emotional ist dieser Streckenabschnitt, wo wir 100 km Läufer/innen den km 17 passieren. Nun geht es aus dem Trubel in Aarberg hinaus in die dunkle und regenüberflutete Nacht. Jeder für sich, jeder mit seinen Gedanken und Gefühlen. Kurz kam der Gedanke auf, es sind ja noch 83 Kilometer, schnell verwerfen, nur in kurzen Streckenabschnitten denken, weiterlaufen so meine Gedanken. Wie geht es wohl meinen Mitstreitern, dem Walter, dem Thomas, wo sind sie im Moment? Später erfuhr ich, dass der Walter meinem Anfangstempo nicht folgen konnte, es ihm aber zu diesem Zeitpunkt gut ging. Der Thomas Christian kämpfte mit sich und dem Regen. Wie soll ich bei diesem Wetter noch 83 km laufen, so seine Gedanken, mit denen er selbst fertig werden musste. Nun kam ein relativ flacher Streckenabschnitt über Lyss bis Ammerzwil, zum Kilometer 25. Hier mussten wir zum ersten mal von Asphalt auf Schotter bzw. Waldwegboden wechseln. Dann hörte man öfters die Worte Schei…. Den jeder übersah nicht nur einmal eine tiefe Pfütze und platschte hinein. Jetzt waren die Schuhe und Socken nicht nur Nass, nein das ganze kleine Geröll, Schmutz. Kieselsteine usw. drangen nunmehr auch in die Schuhe. Schöne Bescherung, dachte ich, dass sind ja Blasenbeschleuniger, mal sehen wie das ausgeht. Danach zog sich die Strecke über Grossfoltern, Vorimholz, Scheunenberg, Balm nach Oberramsern, wo der Zieleinlauf des Marathons war. Die 100 km Läufer/innen waren beim passieren des Zieleinlauf des Marathons beim km 38 angelangt. Das war ein psychologisch wichtiges Ziel, von da an waren die Einhunderter allein auf der Strecke unterwegs. Wir wurden lediglich von den Staffelläufern/innen und Paarläufern/innen begleitet. Das nächste psychologische Ziel war der km 45 Punkt der zwischen Mülchi und Jegenstorf liegt. Irgendwo im Nichts, so fühlt man sich auf diesem Streckenteil und dabei fing es wieder an stärker zu Regnen. Um die Ungemütlichkeit voll zu perfektionieren kam noch ein recht heftiger Wind dazu. Spätestens hier dachten viele darüber nach, ob sie bei Kirchberg abbrechen sollen, auch ich hatte kurz so einen Gedankengang. Gott sei dank, bezog sich mein kurzes Tief nur auf die Psyche und nicht auf die Laufgeschwindigkeit, die ich trotz aller Widrigkeiten einigermaßen konstant halten konnte. Meine Gedanken waren beim passieren der 45 km Marke schon beim Versorgungspunkt in Jegenstrof, der genau auf der Kilometermarke 47,5 lag. Nur noch 2,5 km dann ist die Hälfte geschafft. Es wurde Zeit um in sich zu gehen und den körperlichen Allgemeinzustand abzufragen. Puls 115 – 120 OK, Tempo 5:10 km/min OK, Beine, Blasen, Muskeln OK, Magen- Darm fast OK. Irgendwie war dieser Lauf ein wenig unheimlich für mich. Ich hatte immer das Gefühl weitere Reserven zu haben und drosselte mein Tempo immer wieder. Kurze Zeit war ich wieder auf dem alten Tempo. Ob das gut geht?? Meine Bange Frage!! Ich beschloss mit meinem inneren ICH, lass dich einfach treiben und hör auf deinen Körper. So lies ich das Schild mit der Aufschrift 50 km rechts liegen und konzentrierte mich auf mein nächstes Etappenziel, dass war der Verpflegungspunkt in Kirchberg bei km 56. Ich gebe die alte Läuferweisheit, die speziell für Biel gilt und die ich einmal vom Ultraläufer Rolf Sigel bekam, an alle weiter die zum ersten Mal in Biel laufen. WENN DU EINMAL KIRCHBERG ERREICHST HAST, DARFTS DU NICHT AUFHÖREN, JETZT GEHT ES ZURÜCK, DU BIST SCHON WEITER ALS DIE HÄLFTE.
Diese Worte gab ich auch dem Thomas Christian mit auf den Weg und hoffte dass er sich diese Worte kurz vor Kirchberg ins Gedächtnis holt. Hier in Kirchberg war dann der Staffelwechsel (Zeitchipübergabe) für unsere 50/50 km Staffel. Der Zeitchip wechselte bei km 56 vom Walter Krohn zum Jürgen Templin. Der Walter hatte auf den ersten 56 km eine sehr hügelige Strecke mit vielen Steigungen zu bewältigen und trotzte dem Regen. Der Jürgen musste nun gleich, es war ca. 03:15 Uhr am Samstag in der Früh, auf den unbeliebten Ho-Chi-Minh-Pfad. Ein Streckenabschnitt über ca. 10km der sehr Uneben, Steinig war, man läuft zum Teil auf einem Wurzeldurchzogenen Waldboden. Hier war für alle Läufer/innen höchste Konzentration angesagt. Trotzdem gibt es jedes Jahr viel Stürze und Verletzungen auf diesem Streckenteil.
Meine Uhr zeigte 02:52:10 als ich über die Zeitmatte in Kirchberg ging und mich an den Verpflegungsstand begab. Was?? 8 Minuten schneller als im Jahr 2010, super und ich fühlte mich noch ganz gut, den Umständen entsprechend. Ob der Dieter Baumann schon da war?? Wie geht es dem Thomas Christian?? Ist der Walter Krohn weit hinter mir?? Fragen über Fragen gingen mir durch den Kopf. In ca. 2 Minuten, die ich mir an dieser Stelle gönnte, hatte ich wie an jedem Verpflegungsstand, ein Becher Coca Cola getrunken und den Mund dann mit Wasser ausgespült. Ja, dass ist meine ganze Verpflegung auf den 100km. Ab dem Kilometer 30 trinke ich an jedem Verpflegungsstand ein Becher Coca Cola, alle 20 km ein halben Becher Brühe und spüle mir den Mund danach aus. Natürlich wird die Flüssigkeit im weitergehen getrunken um so immer in Bewegung zu bleiben. Kirchberg verlassen, ging es unter der Autobahn hindurch Richtung Ho-Chi-Minh-Pfad. Hier war der Zeitpunkt gekommen wo jeder Läufer/in seine Stirnlampe aufzieht um so die optimale Laufsituation zu bekommen. Wie gesagt, der Respekt aller Athleten von diesem Streckenabschnitt ist groß. Ich heftete mich hinter einen Läufer mit dem ich mich die letzten 20 km schon mehrmals kreuzte. Er schlug die 5:30 km/min an, die auf diesem Untergrund schon fast zu schnell sind. Die Beobachtung seiner Beine gab mir in mancher Situation den Sekundenvorteil auf so manchen Stein, Wurzel oder Loch schneller zu reagieren. So zog er mich parallel des Fluss Emme an Utzendorf, vorbei der Kilometermarke 65 entgegen. Hier ist noch zu erwähnen, das Mitten im Nichts, zwischen Nirgendwo und Nirgendwo, ein Verpflegungsstand auftaucht, der immer besetzt ist mit gut gelaunten Menschen, die uns Läufer/innen betreuen. Man muss bedenken, wenn ich diesen Stand erreicht habe, ist es ca.03:45:00 Uhr am frühen morgen. Nun führt uns der Weg, der nun deutlich besser geworden ist, in Richtung Gerlafingen dem Kilometer 70 entgegen. Hier wurde klar, der Ho-Chi-Minh-Pfad hat wieder sehr viel Kraft und Konzentration gekostet, ich fühlte mich zum ersten Male Richtig platt. Nützt nicht weiter, ich weis ja, das man die ersten 50 km mit den Beinen läuft und die zweiten 50 km mit dem Kopf. Also den nächsten Punkt setzten, sein nächstes Ziel festlegen das anzugehen ist. Bibern, bei km 76,6 ist das nächste anvisierte Ziel. Doch bis Bibern trennten mich und alle anderen Läufer/innen eine Distanz von 6,6 km und eine lange langsam sich ziehende Steigung. Hier ist es Wichtig den Verpflegungspunkt bei ca. km 72,5 gut auszunützen. Da ich nunmehr mein Tempo auf manchmal unter 5:30 km/min nehmen musste, war ich gespannt ob mich der Jürgen eventuell noch einholt. Meinen Einzelplatz habe ich bis dahin gut verteidigen könne, den ich wurde nur von Staffelläufern überholt. Langsam, Schritt für Schritt ging es dem Km 76,6 entgegen. Die Beine schmerzten und ein blödes Gefühl machte sich bei mir im Oberbauch bemerkbar. Immer wenn ich lange Läufe über 70 km mache, drückt der Magen nach oben und man hat ein Gefühl als Stechen die Rippen. Bei jedem Lauf ist dies eine andere Seite, mal rechts, mal links. Am Anfang hatte ich gedacht es wären Probleme mit dem Herz oder so was, nein, durch die viele Flüssigkeit die Anstrengung hebt sich nur der Magen. Bei jedem kleinen Stopp an der Verpflegung war es wieder weg. Dazu kommt nun bei mir eine Verkrampfung der Nackenmuskulatur. Diese Verkrampfung erfolgt durch die Armhaltung beim laufen und durch eine auskühlen, der Nackenmuskulatur. Na ja hilft alles nichts, weiter immer weiter einen Schritt vor den anderen, Bibern naht der km 76,6 ist bald erreicht. In dieser Fase des Rennens muss man alles andere ausblenden, man muss psychisch und physisch an sich Arbeiten, immer wieder andere Bilder aufrufen und an das schon erreichte denken. Bibern, die Uhr zeigt 04:52:00 das ist als eine Laufzeit bis dato von 6 Stunden und 52 Minuten. Da bin ich um über 10 Minuten schneller als im Jahr 2010. Kurz Verpflegung aufgenommen, natürlich Coca Cola und Wasser, dann ging es sofort weiter, den es stand eine echte Steigung an. Wie in den vergangenen Jahren gehe ich diese ca. 500 Meter, da ich, wie viele anderen, beim Laufen dieser Steigung nicht schneller wäre. Ich musste sehr Atmen, deshalb der sofortige Blick auf die Uhr. Entwarnung Puls 110 also nicht der Rede Wert, alles im grünen Bereich. Oben angekommen kam die Herausforderung den Laufschritt wieder aufzunehmen. Die Schmerzen auf den ersten Metern sind nicht unerheblich, aber es wurde Zeit dieses Rennen zu Ende zu bringen. Die Strecke ging erstmal leicht wellig weiter. Danach ein Gefälle, ja klar, dass was wir rauf sind müssen wir wieder runter. Das ist die zweite Herausforderung, Bergablaufen. Zu diesem Zeitpunkt ist es einfacher Bergauf zu gehen als Bergab zu laufen. Manche überlegen sich wirklich ob sie den Berg Rückwärts hinunter laufen oder gehen sollen. Endlich der km 80 mit der Zusatzaufschrift „Finish 20km“, super Gefühl nur noch 20 km. Ja nur noch ein Halbmarathon, hört sich blöd an ich weis, ist aber so. Nächstes Ziel, Verpflegungspunkt bei km 82,5 und die Tafel mit km 85. Zu diesem Zeitpunkt lief ich lange Streckenabschnitte ganz allein. Vor mir niemand, hinter mir niemand, war ich so weit vorne?? Oder ist es Zufall?? Auf der Richtigen Strecke war ich ja. Seit dem km ca. 82 liefen wir immer an der Aare entlang. Es ist ein ermüdender Streckenteil, den der Weg schlängelte sich ohne große Abwechslung der Ortschaft Büren entgegen. Da war das lang ersehnte Schild km 85, Finish 15km, nur noch unsere Sommerrunde so meine Gedanken. Ja bei vielen Rennen versuche ich die letzten Kilometer, Geistig auf eine Trainingsstrecke umzulegen, um sie so erträglich zu machen, wenn es auch nur für die Psyche ist. Ach, ich habe ganz vergessen zu erwähnen, der Sonnenaufgang war in diesem Jahr nicht so prickelt, den es war Bewölkt und es Regnete immer wieder ein wenig. Ich lief so bei km 70 langsam in die Morgendämmerung. Noch 5 km bis Büren, ab da gibt es in diesem Jahr eine neue Streckenführung, auf die ich gespannt war. Die alte Strecke war auf den letzten 10 km leicht wellig und verlief parallel zu Autobahn, also nicht gerade schön. Büren, endlich Büren. Bei km 86,5 gibt den nächsten Verpflegungsstand. Hier werden unter anderem vom Veranstalter sehr schöne Bilder gemacht. An der Strecke bei Verpflegungsstand steht ein alter Holzwasserbrunnen in dem sich beim vorbeilaufen einige Läufer/innen erfrischen und zum Teil mit dem ganzen Kopf eintauchen. Jetzt ab diesem Punkt sind wir auf der neuen Strecke. Die neue Strecke verläuft immer am Nidau-Büren-Kanal entlang. Die Streckenführung ist gegen die Flussrichtung und deshalb leicht steigen, was man aber nur am leicht steigenden Puls erahnen kann. Der Vorteil der neuen Strecke ist, das uns die Welligkeit der alten Strecke erspart bleib. Der Nachteil ist, dass man Kilometerweit gerade nach vorne schauen kann, was bei diesen zurück gelegten Kilometern, nicht gerade motivierend ist. Km 90, Finish 10 km, geschafft, nur noch 10km, also nur noch einmal die Lichtenwalder Winterrunde. Jetzt passierte wieder etwas Kurioses. Punkt genau beim km 90 blieb ich stehen und sagte mir, SO NUN GEHST AUCH DU IN PAR METER. Gerade ausgedacht überholte mich ein Läufer und applaudierte mir, super gelaufen bis hier. Beim hinschauen und bedanken sah ich, das dieser Läufer (naher Gesamtplatz 46) auf jeden Fall älter war als ich und applaudierte mir?? Das konnte mein Ego natürlich nicht auf sich sitzen lassen und sofort nahm ich den Laufschritt wieder auf. Km 92,5 letzter Verpflegungsstand vor dem Ziel, plakatierte ein großes Banner über dem Weg. Klar wird dieser wahrgenommen, wie immer Coca Cola und Wasser, hier nahm ich auch mein 3 Kohlenhydrat-Gel zu mir, sicher ist sicher. Weit voraus konnte ich noch den Läufer sehen der mir applaudierte. An diesem Verpflegungsstand muss mich noch mal ein 100 km Läufer überholt haben, dass ich aber nicht bemerkt hatte. Jetzt noch mal alle Kraft in die Beine und vor allem locker bleiben, denn so mancher Muskel signalisierte leichte Krampfbildungen. Ignorieren, locker bleiben und weiter Richtung km 95. Die geschätzte oder gefühlte Zeit bis zur Tafel 95 km, Finish 5, war glaube ich fast unendlich. Aber irgendwann kam sie und ich bemerkte einen höheren Puls, das sich auch bestätigte beim Blick auf die Uhr. War das die Vorfreude auf das Ziel? Nein, die Antwort war viel einfacher, mein Tempo wurde von Meter zu Meter wieder schneller. Die Kilometer 96, 97, 98 konnte ich sogar schneller laufen wie die Kilometer 1,2,3. Die Uhr zeigte 5:05 km/min an bei einem Puls von 120 bis 123. Eigentlich wollte ich wie immer diese Kilometer viel bewusster mitnehmen, doch ich musste auch der Anstrengung von den letzten 97., 98.Tribut zollen. Volle Konzentration auf den Kilometer 99.
Da war er, der Kilometer von dem jeder 100 km Läufer/in Monate vorher träumt, oder ihn auf jeden Fall öfters im Gedächtnis hat, bzw. mit offenen Augen sieht. Nun gab es kein halten mehr. Auf dem letzten Kilometer war die Freude sehr groß, dass ich diesen Lauf zum 4. Male erfolgreich beenden werde und dies in einer persönlichen Bestzeit. Kurz dachte ich noch an den Dieter Baumann und war mir sicher, dass er schon lange im Ziel war und sogar schon geduscht ist. Mal sehen ob ich ihn noch treffen kann. Wo ist wohl der Jürgen Templin, weit hinter mir? Und wo ist der Thomas Christian, ist er noch im Rennen. Links, rechts, links und da war der Zielbogen zu sehen. Noch ein paar Meter, dann geht es auf den legendären blauen Teppich von Biel, auf dem die Läufer/innen die letzten 25 Meter wie die Könige ins Ziel schweben. Jubel, Jubel ich konnte es nicht fassen, dass zeigen auch die Finisher- Fotos. Mit 9 Stunden 11 Minuten und 3 Sekunden, hatte ich meinen Persönliche Bestzeit vom Jahr 2010 um sage und schreibe 17 Minuten verbessert. Von den knapp 1.200 Einzelstartern auf der 100 km Distanz konnte ich mich nun mit dem Gesamtplatz 48. und Altergruppenplatz 10. in die Ewige Rangliste von Biel eintragen. Der Walter empfing mich im Ziel und gratulierte mir. Bis hier hatte ich keine Ahnung wo die anderen sind. Ich bemühte mich so schnell wie möglich unter die Dusche zu kommen, da es recht frisch war und die Gefahr sich eine Erkältung zu holen groß war, da man nach dem Lauf schnell auskühlt.
Nach dem Duschen war ich auf dem Weg den Walter zu suchen und ging zum Zieleinlauf. Plötzlich hörte ich, UND HIER KOMMT DER EHEMALIGE OLYMPIASIEGER DIETER BAUMANN, DIETER BAUMANN AUF DEN LETZTEN METERN. Ich lies meine Tasche einfach fallen und hechtete an die Brüstung um den Dieter anzufeuern. Als er kam, kam er langsam, bzw. als er kam sah er schlecht aus. Ich wusste der Dieter war schon vor vielen Kilometern über die Leistungsgrenze gegangen und läuft nur noch mit dem Kopf. Er wollte ins Ziel kommen, egal wie. Nach seinem Zieleinlauf waren natürlich viele Fotographen parat, so dass ich ihn nur kurz umarmen konnte. Bei dieser Umarmung sagte ich ihm ins Ohr, Dieter wie versprochen am 16.04.2011 in Lichtenwald, wir sehen uns im Ziel in Biel. Nun trennten uns erstmal unsere Wege, aber nur kurz. Als die Fotografier- Freude vorbei war, versuchte der Dieter mit kurzen steifen Schritten ins nirgendwo zu gehen. Ich ging ihm nach und fragte ihn ob ich ihm helfen kann. Er fragte mich spontan ob er sich bei mir abstützen dürfte, er kann nicht mehr alleine gehen. So nahm ich ihn unter die Arme, dabei entstand auch das besagte Bild, und führte ihn im Zelt in den Läufertrakt. Eine Wolldecke drüber und dann fragte ich ihn ob ich noch etwas tun kann? Ja er suche seine Leute. Bis ich kapierte das er seine Eltern suchte, die ihn mit dem Fahrrad die ganzen 100 km begleiteten, das dauerte ein wenig. Hier nebenbei noch ein Lob an die Eltern vom Dieter Baumann. Mit über 70 Jahren auf dem Rad eine ganze Nacht einen Läufer zu betreuen, dass gebührt Hochachtung. Da der Dieter die Handynummer nicht wusste, ging ich zum Stadionsprecher und lies die Eltern vom Dieter ausrufen. Als uns seine Mutter dann gefunden hatte, fragte der Dieter gleich ob alles ok ist und wie es ihnen den gehe?? Ein kurzer Blick von Dieter Baumanns Mutter genügte, dann sagte sie, ich glaube im Moment besser als dir!!!!
Ich verabschiedete mich beim Dieter mit den Worten, Tschau Dieter ich rufe Dich an, ich gehe nun erstmal ein Bierchen trinken. Er rief mir noch hinterher, sag mal tut dir eigentlich nichts weh??? Doch Antwortete ich, ein wenig der Oberschenkenmuskel vorne, aber es geht. Noch zwei oder dreimal Biel, dann ist es bei dir genau so.
Zurück am Ziel konnte ich auch den Jürgen treffen, der die Zweierstaffel Walter Krohn und Jürgen Templin ins Ziel gebracht hatte. Mit 9 Stunden 47 Minuten und 42 Sekunden hatten die beiden den 1. Platz bei der ER/ER Staffel belegt. Unseren Thomas Christian konnten wir wegen neu einsetzenden Regen nicht mehr persönlich Gratulieren. Er kam mit der Zeit 11 Stunden 35 Minuten und 27 Sekunden ins Ziel. Sein angestrebtes Ziel war zwischen 10 und 12 Sunden die 100 km zu laufen. Glückwunsch, dass es ihm gelungen ist. Wie am Anfang schon erwähnt, kann man die Zeiten unserer Marathon- Läuferinnen Heike Hengste und Ramona Wiesemann nicht nennen, da durch den ORGA- Fehler die Strecke um 7 km zu kurz war. Als Entschädigung hat das ORGA -Team von Biel festgelegt, dass im Jahr 2012 alle in 2011 gemeldeten Halbmarathon und Marathonläufer/innen ihren Start im Jahr 2012 frei haben.
In diesem Sinne möchte ich nun einen Schlussstrich unter das Kapitel „Nacht der Nächte – Biel 2011“ setzten. Es war wieder super, es war wieder eine absolute Herausforderung. Das ORGA- Team muss sich noch einiges Einfallen lassen um auch die Neue Gegebenheiten so zu gestalten wie in den vergangenen Jahren.
Als Abschluss möchte ich noch anmerken, ich habe mir vorgenommen, die 100km von Biel so lange zu laufen, so lange es die Gesundheit zulässt, hoffentlich bleibe ich noch lange Gesund, um dieses schöne Erlebnis lange genießen zu können, trotz der ganzen Strapazen.

walter

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68

Samstag, 25. Juni 2011, 18:42

dankeschön armin

für deine einsichten die ich auf halben weg teilen konnte ..

.. meine motivation ist
auf den erfolg hinzuarbeiten ist viel leichter
als misserfolg zu ertragen (marion kling)

69

Sonntag, 26. Juni 2011, 17:30

Einmal musst Du nach Biel

Hallo Armin,
Respekt, wie Du Dir die ganze Strecke eingeprägt hast. Respekt auch zu Deiner tollen Finisher-Zeit.

Meine Stichpunkte aus der Nacht der Nächte sind:
Regen, Dunkelheit, Pfützen, Stirnleuchte, bin ich noch auf dem richtigen
Weg ? Schmerzen im Oberschenkel, Dämmerung. KM 99.

Meine ersten Bedenken hatte ich bei KM 20 im strömenden Regen. Es lief nicht rund und 80 KM sind noch zu laufen. Es kam der Gedanke auf: WAS
MACHE ICH HIER ?? Aber mein Hauptziel war, das Ziel in Biel zu erreichen.
Nach Passieren der pschologischen Marken 42,2 und 50 ( 5:28:00h )
wusste ich, dass ich dieses Ziel erreichen kann ( werde ). Bei Morgen-
dämmerung lief es wieder besser ( habe mich auf dem Ho-CHI-MING-Pfad auch nicht verirrt ! ) und bei KM 80 wusste ich, dass die Zeitgrenze von 12 Stunden machbar ist. So hatte ich noch genügend Zeit,
die restlichen Verpflegungsstationen zu genießen. Auch habe ich mir es nicht nehmen lassen, die letzten 5 KM-Schilder zu fotografieren. Vor allem die Aufnahme des 99 KM-Schildes ist ( gefühlsmäßig ) einfach toll.
So kam ich dann doch noch aufrechten Ganges mit 11:35:27 h ins Ziel.

Resümee: Toller Lauf, tolle Strecke, tolle Helfer, Pisswetter und eine Zeit unter 11 Stunden ist für mich ( irgendwann ) in Biel sicherlich realistisch.

70

Sonntag, 3. Juli 2011, 13:29

Also bis 2012 genau gesagt bis zum 08.06.2012 :thumbup: